Typisch für Klapphornverse:

– 4 Verse (Gedichtzeilen).
– Endreimschema in der Regel: aabb.
– Metrum beliebig, meist Jamben.
– Im ersten Vers werden die beiden
handelnden Personen genannt,
meist (traditionell) Knaben.
– In den letzen beiden Versen wird
beschrieben, was den Personen
eigen ist oder was sie tun.

Das sind die formalen Vorgaben.

Aber es gibt auch noch eine inhaltliche:
unfreiwillige Komik in einem ernst gemeinten Gedicht
(siehe Beispiel).
Diese Komik muss überzeugend „rübergebracht“ werden!

Die nachfolgenden vier Zeilen sind daher nur formal Klapphornverse:

Zwei Knaben gingen fischen,
sie wollten Fisch, ganz frischen.
Sie warfen ihre Angel aus
und holten einen Hecht heraus.

Und der nächste Vierzeiler! ist zwar auf dem richtigen Wege, aber hat es doch nicht ganz geschafft:

Zwei Knaben gingen fischen.
Sie wollten Fisch, ganz frischen.
Vier Stunden lang nur Anglerruh.
Und der Erfolg? Ein alter Schuh.


Der Gag „alter Schuh“ ist schon recht langbärtig, uralt, aus dem Witzbuch.
Mit Endreimen versehen, jambt er vierzeilig langweilig zum Schlusspunkt.

Als drittes ein Gedicht, das etwas von dem Klapphornhumor rüberbringt.

Zwei Knaben angelten im See
und tranken dabei Kräutertee.
Sie haben ihn nicht sehr genossen
und daher in den See gegossen.

Hier nun zum Schluss die Krönung der scheinbar unfreiwilligen Komik:

Zwei Rentner gingen durch das Korn.
Der zweite hatt' 'nen Fersensporn.
Drum wär er gern geflogen,
ganz vollgedröhnt mit Drogen.

Alle vier Beispiele: © Renate Golpon

 

Begriff „Vers“: Definition (Brockhaus)

Informieren bei Wikipedia    

Humor  Nonsense  Klapphornverse   von Renate Golpon  © 8.2006 

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Renate Golpon  

28.8.2006

Zwei Hühner gackern auf dem Weg,
wer wohl die größten Eier leg'.
Jetzt sind die Hühner platt wie Teller;
es war der Traktor eben schneller.

Zwei Bauern standen vor dem Haus.
Der eine zog die Stirne kraus.
Der andere flog übers Dach.
Es war der Wind nicht eben schwach.

Zwei Hausfraun halten Kaffeeklatsch,
erzählen sich den neusten Tratsch.
Weil die Veranda schlecht vernagelt,
es plötzlich in die Tassen hagelt.

Zwei Bauern gehen übers Feld.
Das Korn bringt dieses Jahr kein Geld.
Wenn macht ein Bauer Bäuerlein,
muss das nicht mit der Bäu'rin sein!

 

6.8.2006

Zwei Knaben haben Dichtergaben.
Man nennt sie deshalb Wunderknaben.
Es fließen aus dem Munde
die Worte sich zugrunde.

Zwei Mädchen, fast emanzipiert,
die haben sich nicht lang geziert.
Sie kamen prompt zum Klappenhorn
und nahmen einen Happen Korn.

Zwei Knaben griffen nach den Sternen.
„Lasst uns aus Klapphornversen lernen!“
Sie lasen hinten, lasen vorn
verdutzt „Des Knaben Wunderhorn“.

Zwei Mädchen kamen auch nach Sylt,
den Corpus – bis auf Bauch! – verhüllt.
Sie setzten nackt sich dann auf Quallen.
Den andern Nackten hat 's gefallen.

Zwei Knaben spielten „Blinde Kuh“
und grölten lautstark dazu „Muh“.
Doch plötzlich rief der eine: „Mäh!“
Fremdsprachen sprechen ist kein Schmäh!

Zwei Mädchen liefen durch das Korn,
die Dicke hint, die Dünne vorn.
Sie wollten sich dafür verbürgen,
sie träfen dort den Drews, den Jürgen.

Zwei Knaben gingen auf die Reise.
Der Lars liebt 's laut, der Lothar leise.
So wählte Lars den „Ballermann“,
doch Lothar zog Frau Haller an.

Zwei Mädchen tranken Bier mit Korn;
das trinkt manch Mädchen hier in Horn.
Dann folgten sie Matrosen
in blauen heißen Hosen.

Zwei Knaben fuhren Montag
– für andre Leute Frontag! –
mit Hilde in die Heide;
die Wilde küsste beide.

Zwei Mädchen tragen Minirock
und wecken manchen scharfen Bock.
Doch wer sich wagt an Exponate,
wird ausgeknockt. Womit? Karate!

 

6.8.2006

Zwei Knaben schnupperten im Zelt
die schöne große Zirkuswelt.
Beim Zirkuswagenfensterschaun,
da wurden sie vom Clown verhaun.

Zwei Mädchen waren krank vor Liebe,
betrogen von dem Herzensdiebe.
Weshalb sich noch mit Kummer plagen?
Die Sorgen Doktor Pummer klagen!

Zwei Knaben haben, suffversunken,
sich ihre Holden schön getrunken.
Doch machte dann am nächsten Morgen,
sie loszuwerden, große Sorgen.

Zwei Mädchen mit Piercings an Stellen,
wo 's Bauchfett schon schuf dicke Dellen,
die hörte beim Baden man quaken.
Sie hingen bei Anglern am Haken!

Zwei Knaben tranken Appelkorn,
drei Gläser ex – und dann von vorn.
Das ging so 'ne Zeit, 'ne geraume,
dann wechselten schlau sie auf Pflaume.

Zwei Mädchen, immer hipp und high,
die trugen hüft- und nabelfrei.
Um am nackichten Steiß nicht zu frieren,
ließen Sonnen sie dort tätowieren.

Zwei Knaben fielen aus dem Rahmen
und nahmen sich zwei dralle Damen.
Zuerst übten fleißig sie talking,
doch besser noch fanden sie walking.

Zwei Münchner hört' beim Bier man wetten:
Wir treiben 's heut in fremden Betten.
Sie sind – auf dem Heimweg gestrandet –
im Bette der Isar gelandet.

Zwei Knaben, immer Hand in Hand,
sah man im Wasser, dann am Strand.
Ein Seeigel brachte die Wende:
Nun tragen die Hände Verbände.

Zwei Knaben gingen in den Puff
und machten feste einen druff.
Doch als kassierte dann die Braune,
verpufft' der Knaben gute Laune.

 

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Renate Golpon   

12.8.2006

Zwei Störche stelzten durch die Wiese.
Kein Vogel kann 's so gut wie diese.
Sie fischten dann am großen Teich
statt Frösche lieber Babys gleich.

Zwei Amseln sahn – trotz Regen, Sturm –
das Hinterteil vom Regenwurm.
Sie fanden es zum Fressen geil.
Vielleicht war 's auch das Vorderteil.

Zwei Hühner gackerten erregt.
Sie hatten grad ein Ei gelegt.
Der Gockel kam herbeigeeilt
und hat auf beiden gleich verweilt.

Zwei Gänse hörte man laut schnattern:
„Komm, lass uns übern Zaun dort flattern.
Der Bauer soll so gierig sein.
Er isst so gerne Gänseklein.“

Zwei Tauben gurrten: „Frieden, Frieden,
der sei der ganzen Welt beschieden!“
Der Bauer sagte: „Gut geraten.
Grad richtig für den Sonntagsbraten!“

Zwei Säue wollten gern sich suhlen,
im Schlammbad um den Eber buhlen.
Die dritte Sau war superschlau,
erklärte sich zur Obersau.

Zwei Kühe konnten sich erfreuen
an grünem Gras und Wiederkäuen.
Die eine schnell Reißaus dann nahm,
als um das Haus der Bulle kam.

Zwei Schafe tragen Zotteln, olle.
Die Bäurin träumt von weißer Wolle.
Doch muss sie erst fürs Spinnen
'ne Spinnerin gewinnen.

Zwei Spatzen zankten sich ums Futter.
Ganz weit entfernt war ihre Mutter.
Dass Band kein Wurm ist, sondern Zwirn,
das ging nicht in ihr Spatzenhirn.

Zwei Sumpfrohrsänger mühten sich;
im Nest, da war ein Wüterich.
Er fraß für drei – und das zuhauf.
Sie zogen einen Kuckuck auf.

Zwei Fische schwammen um die Wette,
als ob der Teich gleich Ebbe hätte.
Es zog sie flink zum Futterplatz.
Dort wartete schon Mutter Katz.

Zwei Mäuse (Wühl…) vermehrten sich.
Er war agil, der Mäuserich.
Und mancher Pflanze ging – o Graus! –
von unten her die Puste aus.

Zwei Pudeln war es pudelwohl.
Sie wühlten gern im Wirsingkohl.
Der Gärtner hat darauf gewitzt
die Pudel pudelnass gespritzt.

Zwei Meisen (Meise Kohl und Blau),
die kannten ihren Clan genau,
bis Meise Blau was Schwarzes sah:
Ei guck! Da ist 'ne Meise A!

Zwei Köche deckten Töpfe ab,
als ankam der Besucherstab,
dass diese schmucke Gruppe
nicht spucke in die Suppe.

Zwei Maurer machten Pause.
Ihr Chef war noch zu Hause.
Man kann sich doch mit Bauen
den Tag total versauen.

Zwei Bäcker buken Brot.
Die Köpfe waren rot,
die Hände mehlig-weiß.
Den Brotteig würzt' ihr Schweiß.

Zwei Maler strichen Wände.
Ganz bunt warn schon die Hände.
Dann malten sie nicht weiter,
weil umfiel ihre Leiter.

Zwei Gärtner gingen gießen,
damit die Blumen sprießen.
Der eine machte Streit.
Des andern Schlauch reicht' weit!

 

9.8.2006

Zwei Rentner gingen durch das Korn.
Der zweite hatt' 'nen Fersennsporn.
Drum wär er gern geflogen,
ganz vollgedröhnt mit Drogen.

Zwei Schwäne schwimmen übern See,
kohlrabenschwarz, nicht weiß wie Schnee,
doch beide ohne Kahn,
der schippert auf der Lahn.

Zwei Angler gingen an den See.
Weil Sommer war, fiel noch kein Schnee.
Beim Angeln kam es zum Gerangel;
der Fisch entwischt' – mitsamt der Angel.